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Suizidprävention ist wichtig und wirkt

Ausgabe Nr. 136
Dez. 2022
Suizidprävention

Aus erster Hand. Zu wissen, dass in der Schweiz eine halbe Million Menschen mit Suizidgedanken lebt – und einige davon vielleicht in meinem Umfeld –, erschüttert mich. Wie gross muss ihre Verzweiflung sein, wenn das Beenden des eigenen Lebens als einzige mögliche Befreiung erscheint?

Es erschreckt mich immer wieder, wie weit verbreitet Fehlannahmen zur Suizidprävention sind. Zum Beispiel höre ich oft, dass Suizidprävention nichts bringe, weil Menschen, die sterben wollen, sowieso einen Weg finden, sich das Leben zu nehmen. Die erste Fehlannahme ist, dass die Betroffenen sterben wollen. Dabei möchten sie meist keineswegs ihr Leben beenden, sondern nur ihrem unerträglichen psychischen Schmerz ein Ende bereiten. Die zweite Fehlannahme ist, ein Suizid lasse sich nicht verhindern.

Das Wissen um wirksame Präventionsmassnahmen ist offensichtlich noch zu wenig verbreitet. Weil Suizidprävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und jede und jeder im beruflichen und privaten Umfeld zur Suizidprävention beitragen kann, ist es wichtig, dieses Wissen zu stärken. Ich bin froh, dass wir in dieser Ausgabe von spectra über Suizidprävention informieren. Das Thema wird nach wie vor viel zu wenig thematisiert. Als Gemeinschaft müssen wir alles daran setzen, Menschen mit Suizidgedanken zu unterstützen und zu verhindern, dass sie in ihrer Not zur Tat schreiten. Erwiesenermassen sind zum Beispiel Massnahmen wirksam, die an den strukturellen Rahmenbedingungen ansetzen. Ich denke dabei etwa an das Sichern von Brücken, wie dies in Bern gemacht wurde. An diesem Beispiel sieht man auch gleich, dass Suizidprävention keineswegs nur eine Aufgabe von Gesundheitsfachpersonen ist – oder gar nur von Psychiaterinnen und Psychologen. Mit dieser spectra-Ausgabe möchten wir zeigen, dass eine wirksame Suizidprävention nur mit einem breiten Massnahmenbündel in verschiedenen Politikbereichen umgesetzt werden kann. Es gibt noch viel zu tun!

Kontakt

Anne Lévy
Direktorin Bundesamt für Gesundheit

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